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Fukushima – ein Jahr danach

Last updated on 29. Dezember 2019

Eine dünne Schicht trennt unsere Zivilisation von Barbarei und Verwüstung, sechzig Zentimeter umfasst sie. Im Sicherheitsbehälter von Reaktor 2, dort wo die Hölle ungestört schmort, ist das der gemessene Wasserstand. Zehn Meter wurden erwartet, als im Dezember 2011 die Presseaussendung zu lesen war, dass die Lage in Fukushima unter Kontrolle sei.

Das Wasser im Sicherheitsbehälter soll die aus dem Reaktorkessel ausgetretene Kernschmelze kühlen, von der man annimmt, dass sie sich am Boden des Behälters befindet. Genaueres weiß man nicht. Dieser ist übrigens nicht für die nun notwendigen Wassermengen ausgelegt und weist Lecks auf, durch die immer wieder radioaktives Wasser ins Meer strömt. Im März 2012 waren es bereits 120 Tonnen, im April des gleichen Jahres wurden erneut 12 Tonnen gemeldet.

Im Sicherheitsbehälter wurde dazu noch eine radioaktive Strahlung von 72,9 Sievert gemessen, eine mehr als 10-fach tödliche Dosis – wenn man ihr für kurze Zeit ausgesetzt ist. So kann man sich ausrechnen, welche Schäden an der Umwelt entstehen. Und verharmlosende Begriffe wie Verdünnungseffekte des Ozeans können nicht verschleiern, dass die Situation im Kernkraftwerk nach wie vor nicht unter Kontrolle ist, gar nicht sein kann. Primitivste Kühlungsfunktionen, die an Kinderspielereien erinnern, sollen den Status Quo zumindest aufrecht erhalten. Mindestens zehn Jahre, so nahm man im Frühjahr 2012 an, werde es dauern, bis man die Kühlstäbe bergen könne.

Mit welchem Faktor muss man die Zahl multiplizieren, um sich der Wirklichkeit zu nähern? Es ist anzunehmen, dass weitere unangenehme Wahrheiten noch folgen.

Quellen 2012:

Presse, 29.3.2012
Süddeutsche, 28.3.2012
Frankfurter Allgemeine, 27.3.2012
ORF, 5.4.2012

Was hat sich seitdem getan? Ein kurzer Überblick:

Ende Dezember 2019 ging die japanische Regierung davon aus, dass die gesamten Aufräumarbeiten noch 30 bis 40 Jahre dauern.

Der Standard, Dezember 2019
Wirtschaftswoche, September 2019
Handelblatt, März 2018
Spiegel Online, März 2016


Bildnachweis: Wikimedia

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