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Some Girls – Rolling Stones

Last updated on 22. Dezember 2019

Für das Sammeln von Musik gibt es keine Erklärung, man muss es im Blut haben. Evolutionsbedingt ist sicher wissenschaftlich begründbar, welche körperlichen Vorgänge die ersten Takte bisher unveröffentlichter Aufnahmen im Hormonhaushalt eines Musikfans auslösen, das Feeling dafür kann nur durch entsprechende Gitarrenakkorde übersetzt werden.

Some Girls, 1978 veröffentlicht, wurde 2011 neu aufgelegt, remastered natürlich, und vor allem mit einer zweiten CD von Aufnahmen aus den damaligen Sessions ergänzt. Was bereits bei Exile on Main Street begann, die Herausgabe bisher der Öffentlichkeit vorenthaltener Songs, allerdings nur mit solidem und nicht besonders aufregendem Material, ist hier anders. Es ist die beste Veröffentlichung der Stones seit vielen Jahren. Seitdem nur noch durch das 2016 erschienene Album Blue & Lonesome übertroffen, auf dem Mick Jagger wie ein junger Bluessänger klingt und man sich verblüfft fragt, wie er das macht.

Die 12 Songs der Bonus-CD passten 1978 nicht auf das damalige Album, es war die Zeit von Punk und Disco, so blieben sie unveröffentlicht, selbst wenn manche Fans einzelne Songs, wie zum Beispiel Claudine, bereits von diversen Bootlegs kannten.

Eine Mischung aus Blues (When You’re Gone, Keep Up Blues, Petrol Blues, So Young), von Rocksongs, teilweise mit starkem 50er-Touch (Claudine, Tallahassee Lassie, Do You Think I Really Care, I Love You Too Much), Country (You Win Again), einer Keith Richards Ballade (We Had It All) und noch zwei weiteren Liedern, keines von ihnen ist ein Füller, die Zusammenstellung funktioniert als eigenständiges Album, was bei Bonus Tracks selten ist.

Wer es genießt, Konzerte in DVD-Qualität am Fernseher zu betrachten, für den gibt es dazu ein besonderes Schmankerl, Some Girls: Live in Texas ’78, 18. Juli 1978, Fort Worth, aus einer ihrer stärksten Live-Perioden, auf 16mm-Film festgehalten und restauriert. Mein Börsentipp: kaufen und behalten.

AFTER ALL IT WAS YOU AND ME

Eure Falten sind echt,
hart erkämpft mit
Sex, Drogen und Rock’n Roll,
zwischen Chicago, Altamont und
Babylon.
Die eigene Legende verzehrt sich.
Das ist schicksalhaft. Es gibt
Schlimmeres.
Mit Widerstand lässt sich Geld
verdienen.
Wenn man überlebt.
Ein paar von euch haben es geschafft.
Nicht alle.
Aber es geht euch besser als
Muddy Waters, der für seine
Plattenfirma das Dach
anmalen musste.
Aber vielleicht ist auch das
nur eine Legende.

Martin Dragosits, aus Der Teufel hat den Blues verkauft, 2007, Arovell Verlag


Bildnachweis: Wikimedia

Published inMusik