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Die Swarovski-Republik

Österreich ist keine Bananenrepublik, Bananen wachsen im heimischen Klima nicht. Österreich ist eine Swarovski-Republik. So bieder und durchschnittlich Politiker in der Öffentlichkeit wirken, in ihren Geldbörsen funkelt und strahlt es. Sie schmücken ihre Absicht mit festen Werten. Die Beziehungsnetzwerke, welche vermitteln, aufbereiten und stets zur rechten Zeit tätig werden, beraten und kassieren, sie sind nicht zufällig, sondern regelmäßig und wohlgeordnet – wie Kristallgitter.

Stets können wir uns die Frage stellen: Welche der heutigen Minister erfüllen gerade welche Bitten, kommen diskreten Verpflichtungen und Anregungen nach? Es ist schwer zu glauben, dass alle Verfehlungen ausschließlich in der Vergangenheit liegen sollen, so abrupt kann ihr Ende gar nicht gewesen sein, dass nicht auch heute noch zumindest Nachwirkungen Verwerfungen erzeugen. Und womöglich noch Schlimmeres. Ich hielt nie etwas davon, Politiker pauschal zu verurteilen, mit der Stimme des Mobs und des Boulevards mitzuheulen, zu billig und ungerecht erschien mir diese Vorgangsweise.

Macht und Einfluss korrumpieren, davon zeugen schriftliche Aufzeichnungen, seitdem es sie gibt. Nicht nur in der zweiten und dritten Reihe sitzen Täter mit Unschuldsmiene, auch illustre Reihen prominenter Politiker ersten Ranges, quer durch die Abgeordnetenbank, über verschiedene Parteien hinweg, betreiben ihr persönliches Anliegen auf breiter Front. Nicht als Einzelfälle, sondern als gewerbliche Regelmäßigkeitsgewinnler, in einer Dimension und Unverschämtheit, von der wir immer erst später erfahren.

Anfang der 90er Jahre wurde in Italien die bestehende politische Ordnung aufgrund von Korruption und widerlichen Vorgängen regelrecht hinweggefegt.  Die römische Republik der Antike zerbrach nach vielen gewaltsamen Kämpfen, die zwischen Marius und Sulla begannen und sechzig Jahre später mit der Ernennung von Octavian zum Princeps mit Ehrennamen Augustus endeten. Es gibt keine Regel, die sicherstellt, dass Demokratien ewig dauern, es ist vielmehr evident, dass sie die Ausnahme sind, sonst hätte es sie nicht zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Ländern jeweils nur begrenzt gegeben.

Von unsicheren Zeiten profitieren Kriegsgewinnler und rücksichtslose Gesellen, soviel steht charakterlich fest. Welche der rüden Machtkannibalen am Ende mit Lorbeerkranz für ihre Verbrechen belohnt werden, steht noch lange nicht fest, die Geschichte hat einen langen Atem und Niedergang kann langsam, schmerzvoll, mit ungeahnten Piroutten verbunden sein.

Es muss sich jedenfalls etwas ändern, damit die Republik nicht von Raubrittern weiter ausgehöhlt wird.

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