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Lesefutter XVIII

Last updated on 1. Februar 2022

Die Werke von Klaus Mann wurden 2020 gemeinfrei, ab 2021 können auch die seines Onkels Heinrich Mann ohne Einschränkungen gelesen werden, er starb im Jahr 1950. Auf seinen Bruder, Thomas Mann, müssen wir noch fünf Jahre warten. Ein Klassiker neben dem anderen. Das Familienleben dürfte dabei nicht immer ganz einfach gewesen sein.

In der Reihe Lesefutter zähle ich nicht alle Werke vorhandener gemeinfreier Autoren auf, dafür gibt es geeignetere Übersichten. Ich versuche auf jene aufmerksam zu machen, die nicht nur literaturhistorisch von Bedeutung sein mögen, vielmehr auch heute noch für einen größeren Leserkreis interessant sein könnten.

Wer mag, kann natürlich trotzdem Professor Unrat lesen oder sich den darauf aufbauenden Film Der blaue Engel mit Marlene Dietrich ansehen, der 1930 erschien. Ebenso spricht nichts dagegen, sich mit Der Untertan zu beschäftigen, mit Opportunismus im wilhelminischen Kaiserreich.

Sollte ich ein Buch von Heinrich Mann lesen wollen, wäre es sein im Exil entstandenes Hauptwerk, die beiden historischen Romane Die Jugend des Königs Henri Quatre und Die Vollendung des Königs Henri Quatre. Über Heinrich IV., von Navarra (1553 – 1610), der Frankreich einte und die Grundlagen für eine außenpolitisch erfolgreiche Großmacht schuf. Es ist die Zeit der Hugenottenkriege, der Massaker in der Bartholomäusnacht und ihrer Folgen.

Die Rubrik Lesefutter nutze ich gerne auch dafür, um auf weniger bekannte, fast schon vergessene Autoren und Autorinnen aufmerksam zu machen. So auf Albert Ehrenstein, 1886 in Wien geboren, 1950 in New York im Armenhospiz gestorben.

Er stammte aus Ottakring, sein Vater arbeitete als Kassier in der Ottakringer Brauerei. Er galt als eine der wichtigsten Stimmen des Expressionismus, hielt Kontakt zu avantgardistischen Strömungen und war bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs Kriegsgegner, während viele seiner artverwandten Kollegen noch kriegsverherrlichende Texte schrieben.

Albert Ehrenstein stand in Kontakt zu vielen bekannten Schriftstellern, seine Bücher wurden 1933 verbrannt. Er flüchtete Ende 1932 rechtzeitig ins Exil, zuerst in die Schweiz, später in die USA, dabei durch andere Exilanten unterstützt, zum Beispiel von Thomas Mann.

1911 veröffentlichte er die expressionistische Erzählung Tubutsch mit Illustrationen von Oskar Kokoschka, in der er die zunehmende Isolation und den seelischen Zerfall seiner Hauptfigur beschreibt.

Weitere Informationen zu Albert Ehrenstein finden sich unter Künste im Exil sowie auf dem österreichischen Epochenportal für österreichische Literatur, Kunst und Kultur der Zwischenkriegszeit.

Published inGemeinfreiLiteratur