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Lesefutter XIX

Mit dem 1.1.2022 endeten wieder die Urheberrechte einiger bekannter Personen, auf die ich hier beispielhaft eingehen möchte, um auf ihre Werke aufmerksam zu machen.

Der erste ist Hermann Broch, ein österreichischer Schriftsteller, der 1938 wie viele andere emigrieren musste und in seinem Todesjahr 1951 noch für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde. Seine Romantrilogie Die Schlafwandler gehört zu den einflussreichsten Romanen der Moderne. Anhand von drei Personen, die Halt in einer unübersichtlich gewordenen Welt suchen und deren Lebenswege sich 1918 kreuzen, schildert er den Zerfall der Werte zwischen 1888 und 1918.

Der Tod des Vergil, 1945 erschienen, kreist um die letzten 18 Stunden des römischen Dichters Vergil und behandelt die Annäherung an die Grenze des Lebens. Die Schuldosen beschreibt in elf Erzählungen die Gleichgültigkeit und Geisteshaltung, welche Hitler möglich machte.

Ludwig Wittgenstein, den meisten durch den Satz Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen bekannt, Philosoph, Ingenieur, Volksschullehrer, veröffentlichte 1921 den Tractatus logico-philosophicus, eine logisch-philosophische Abhandlung, in der er die Grenzen von Denken und Sprache auslotete. Philosophische Untersuchungen, sein zweites Hauptwerk, eine Sammlung von Notizen und Aphorismen, ermöglicht wahrscheinlich eher, in seine Überlegungen einzusteigen.

Bereits 1913 erschien Der Tunnel, das Hauptwerk von Bernhard Kellermann, das bis 1939 eine Auflage in Millionenhöhe erreichte, vielfach übersetzt, mehrmals verfilmt. Damals eine Zukunftsvision, heute thematisch noch immer aktuell, erzählt er über ein technisches Großprojekt, den Bau eines transatlantischen Tunnels, die Folgen und Auswirkungen, die daraus entstehen. 1933 wurde er aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, blieb in Deutschland und schrieb nur mehr Trivialromane. Nach 1945 engagierte er sich in der DDR, weswegen Buchhändler in der BRD seine Bücher aus dem Angebot nahmen und er in Westdeutschland in Vergessenheit geriet.

Jemand, der schon lange vor 1951 starb und bisher auf meiner Liste fehlte, obwohl bei mir zu Hause ein Buch von ihm steht, das ich vor vielen Jahren mit großem Vergnügen gelesen habe: Josef Popper-Lynkeus, ein hochinteressanter Mann, Sozialphilosoph, Erfinder, Schriftsteller. Ein Artikel in der Wiener Zeitung erinnerte mich wieder an ihn. Phantasien eines Realisten, eine Sammlung von 80 philosophischen Geschichten und Anekdoten erschien 1899 war bald danach aus Gründen der Sittlichkeit bis 1922 verboten.

Zum Abschluss noch der Verweis auf die Liste aller von mir in diesem Blog vorgestellten gemeinfreien Autoren und Autorinnen sowie ihrer von mir favorisierten Werke; eine persönliche Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Liste Gemeinfreie Autor:innen / Gemeinfreie Bücher

Published inGemeinfreiLiteratur