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Wahlkampf – perpetuum mobile

Der Wahlkampf ist vorüber und über ihn zu jammern wäre von ähnlicher Qualität wie die Kritik von Älteren an der Jugend, was von Generation zu Generation zumindest seit römischen Zeiten verlässlich fortgeführt wird. Im Fernsehen durfte, vergleichbar mit einer Fussballmeisterschaft, jeder gegen jeden antreten, manche sogar mit Rückspiel, durch Privatfernsehen und zusätzliche Werbeformate ermöglicht. Aus der Nähe betrachtet, in Naheinstellung, verliert jede und jeder zwingend an Größe, sodass unsere angehenden oder bestehenden Parlamentsvertreter, die in dieser Hinsicht sowieso nicht viel zu verlieren hatten, in ihrer ständigen Entzauberung einander vorgeführt wurden.

Bei all der notwendigen Transparenz und Diskussionskultur, dem Wunsch nach Auseinandersetzung und dem Sieg der besten und überzeugendsten Ideen, waren diese Treffen ein erbärmliches Schauspiel für das Volk, das sich darin bestätigt fühlt, nichts zu erwarten zu haben. Der Demokratie wird damit nichts Gutes getan, die Medien führen sie ad absurdum. Dumpfe Zeitgenossen warten darauf, das morscher werdende Gebälk unter johlendem Geschrei zu entsorgen.

Was können wir nach der Wahl erwarten? Vor allem das unerträgliche Fortsetzen der österreichischen Politikrituale, die auf einer Jahrhunderte alten habsburgisch-katholischen Tradition beruhen, in der der Bundespräsident als Hofzeremonienmeister der Republik agiert. Es wird so richtig österreichisch werden. Keiner wird sagen, was er will, jeder wird etwas anderes anstreben, als er zu tun vorgibt und heraus kommt etwas, das niemand gewollt hat.

Das Schöne ist, dass nach einer Wahl alles anders sein kann, alle Prognosen umgeworfen und unbestätigt am kurzlebigen Müllhaufen der Tagesmeldungen landen können und einfach alles anders sein wird. Wenn es nicht Österreich wäre.


Bildnachweis: Wikimedia

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