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Der Handel mit Büchern oder das Internet ist böse

Last updated on 22. Dezember 2019

Der Buchhandel hat bisher eine Luxusposition innegehabt, ein Geschäftsmodell, das unverändert von selbst funktionierte, während andere Branchen zwischen Globalisierung, Internet und technologiegetriebener Weiterentwicklung bereits ein bis mehrere Male verglühten. Gedruckte Straßenkarten wurden von elektronischen Routenplanern abgelöst, diese wiederum werden durch Apps am Smartphone ersetzt und Geld lässt sich in dem Geschäft bald nur mehr mit Werbung verdienen. Ganz klar, dass der Buchhandel mit marktwirtschaftlichem Denken und der damit verbundenen Anpassungsfähigkeit an veränderte Gegebenheiten so seine Schwierigkeiten hat.

Wie reagieren viele etablierte Unternehmen in solchen Situationen? Mit Unbeweglichkeit, wie ein Riese, der Zwerge, die an seinem Bart hängen, mit einer lästigen Handbewegung in den Urschlamm zurück befördern möchte. Ich nenne dazu nur zwei Beispiele, Kodak und Nokia.

So führte vor ein paar Jahren der Fachverband für Buch- und Medienwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich Klage gegen Thalia und verlor. Dieser bot – wie in der Wirtschaft üblich – Rabatte an, fünf Euro bei einem Einkauf ab zwanzig Euro, zehn Euro bei einem Einkauf ab vierzig Euro. Die Klage wurde damals trotz Buchpreisbindung abgelehnt, weil das Angebot im grenzüberschreitenden elektronischen Handel erlaubt sei. Der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels bedauerte damals die Entscheidung mit dem üblichen Ritual, jede Veränderung wirtschaftlicher Gegebenheiten und Rahmenbedingunen als Weltuntergangsstimmung der Kultur zu zelebrieren.

Ich möchte daran erinnern, dass der Buchhandel und seine Protagonist*innen jene sind, die dazu beitragen, dass ein Buch inzwischen nach wenigen Monaten als veraltet gilt, dass Bücher auf der Top-20-Liste von prominenten Buchpreisen nominiert werden, obwohl sie gerade noch im letzten Moment vor Ablauf des Gültigkeitszeitraums erscheinen.

Auf der anderen Seite braucht man sich zum Beispiel vor manchen Riesen nicht zu fürchten. Noch vor wenigen Jahren musste ich beim Einlösen eines Geschenkgutscheins drei Wochen auf das Buch warten, eben weil es aus Deutschland geliefert wurde, wahrscheinlich mit der Postkutsche, was mich nicht nur verwunderte, sondern vor allem ärgerte.

Es hat schon seinen Grund, dass Kunden es heutzutage schätzen, ihre Bestellungen von zu Hause aufzugeben und sich nicht extra in die nächste Buchhandlung begeben zu müssen, da nicht alle beruflich und rollenbedingt über einen solchen zeitlichen Spielraum verfügen. Es bedarf halt ein bisschen unternehmerischer Fantasie, um die damit verbundenen Möglichkeiten zu nutzen, die es gerade im Umfeld von Nischen und spezialisierten Angeboten sicherlich gibt. Was viele engagierte, meist kleinere Buchhandlungen inzwischen auch schon tun. Dafür wünschen sich manche von ihnen wahrscheinlich mehr Unterstützung.

Ich kann mich auch an ein Interview erinnern, in dem sehr wohl beklagt wurde, dass in Österreich zu viel über eBooks gejammert und diesbezüglich zu wenig in Start-Ups investiert werde. Bei uns dauert immer alles etwas länger, so ist das auf einer Insel der Glückseligen, selbst wenn der Wasserspiegel steigt.

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