Zum Inhalt springen

Lesefutter VII

Last updated on 30. Dezember 2019

Im Westen nichts Neues ist das wohl bekannteste Buch über den 1. Weltkrieg, bekannt durch Verfilmungen und Millionenauflage, von den Nazis ins Feuer geworfen. Sein Autor, Erich Maria Remarque, von ihnen verfemt.

Vor kurzer Zeit stieß ich auf ein anderes Buch, das damals ebenfalls dem Scheiterhaufen preisgegeben wurde, Heeresbericht von Edlef Köppen, der 1939 an den Folgen seiner Kriegsverletzungen verstarb. Das Buch erschien 1930 und wurde von Kurt Tucholsky in der Weltbühne gelobt: „Das ist ein echtes Stück Dichtung“. Die ersten beiden Auflagen (zweite Auflage: 1932) erreichten 10.000 Exemplare. Erst 1976 kam es wieder zu einer Neuauflage. In das Buch hat der Autor viele Originaldokumente aus jener Zeit eingearbeitet, mit Unterstützung seiner Mutter, die Werbung und Zeitungsartikel sammelte.

Eine Montagetechnik, die an Die letzten Tage der Menschheit von Karl Kraus (inzwischen ebenfalls gemeinfrei), erinnert, der in 200 Szenen ein Marstheater schuf, welches er selbst so bezeichnete, da er sein Stück für unaufführbar hielt.

Aber zurück zu Edlef Köppen. Nach dem Krieg arbeitete er als Lektor im Kiepenheuer Verlag, schrieb Romane, arbeitete im Radio und wurde nach der Machtergreifung der Nazis natürlich in seiner dortigen Funktion abgesetzt. In den Folgejahren weigerte er sich, an antisemitischen Filmvorhaben teilzunehmen, eine Haltung, zu der sich wenige Jahre später zum Beispiel Paula Wessely  nicht durchringen konnte. Heeresbericht blieb sein erfolgreichster Roman.

Ein anderer, wenig bekannter Autor, dessen Werke der Bücherverbrennung anheim fielen, ist Andreas Latzko, geboren in Budapest, am 11. Septemer 1943 verarmt in New York gestorben, seit wenigen Jahren ebenfalls gemeinfrei.

1916 an der Isonzofront verwundet, wurde er als sogenannter Kriegszitterer nach vielen Monaten Lazarett als Soldat entlassen und auf Kur in die Schweiz geschickt, wo er das Buch Menschen im Krieg schrieb, das 1917 in Zürich erschien und in 19 Sprachen übersetzt seine Kriegserlebnisse in sechs Novellen schilderte, welche Karl Kraus 1931 in der Fackel lobte: „Ich habe das Werk Latzkos wieder und wieder gelesen. Es ist bewundernswert und dieser Mensch besitzt eine Begabung allerersten Ranges“. Andreas Latzko arbeitete nach dem Krieg als Reporter in Salzburg, übersiedelte 1931 nach Amsterdam und flüchtete später nach Amerika, wo er das Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr erleben durfte.


Bildnachweis: Wikimedia

Published inGemeinfreiLiteratur