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Van Halen – A Different Kind of Truth

Last updated on 1. Februar 2022

Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich zum ersten Mal in einem Second-Hand-Laden Schallplatten kaufte, eine besondere Initiationserfahrung für Sammler von Musik. Es war in der Zollergasse im siebenten Bezirk, bevor später die Otto-Bauer-Gasse mein Hauptstützpunkt wurde, als ich 1980 Van Halen I und das Live-Doppelalbum Bootleg von Aerosmith erwarb, auch aus heutiger Sicht noch eine gute Wahl.

Die ersten beiden Van Halen-Alben hatten auf Vinyl einen besonders guten Klang, so wie Led Zeppelin I, von der ich das Glück hatte, sie in einer schweren Pressung zu kaufen, was dem Sound höchst zuträglich war. Bob Seegers Stranger in Town klang sogar auf meinem durchschnittlichen Plattenspieler hervorragend und auch mit einer rosa Version von Animals (Pink Floyd), die leider etwas empfindlich knisterte, hatte ich in den Jahren danach große Freude.

Mit dem Älterwerden brechen Lieblingsbands auseinander, tolle Musiker sterben viel zu früh, manche von ihnen konnte ich nie live sehen, Lücken, die nicht mehr zu schließen waren. Um so erfreulicher, wenn scheinbar nicht mehr mögliche Konstellationen doch wieder zusammenfinden. Das Familienunternehmen Van Halen hat 2012 gemeinsam mit David Lee Roth erstmals wieder gemeinsam eine CD aufgenommen, A Different Kind Of Truth.

Die Scheibe klingt so frisch, als wenn wir Ende der Siebziger oder Anfang der Achtziger schrieben, sie setzen unmittelbar dort fort, wo sie sich musikalisch vor ihrem größten Triumph (1984 mit Jump und Panama) ausgetobt haben. Eddie van Halen behandelt seine Gitarre soundtechnisch wie gehabt, David Lee Roths Stimme hat scheinbar wenig an Kraft und Bandbreite eingebüßt. Neben Eddies Bruder Alex am Schlagzeug gibt es leider einen kleinen Wermutstropfen, Michael Anthony, der Bassist der Originalbesetzung, wurde durch Eddies Sohn Wolfgang van Halen ersetzt (er spielte bereits ein paar Jahre davor mit ihnen auf Tournee), was sich musikalisch aber nicht negativ auswirkt.

Michael Anthony spielt inzwischen in einer anderen Formation, Chickenfoot, mit Sammy Hager als Sänger (unter anderem auch Ex-Van Halen, das Album OU812 kann ich in der Zusammensetzung besonders empfehlen), Joe Satriani an der Gitarre und Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers an den Drums, eine Band, welche die Bezeichnung Supergroup absolut verdient.

Kehren wir zurück zum erfreulichen A Diffent Kind of Truth, zum Reinhören bieten sich die ausgekoppelte Single Tattoo, She’s a Woman (der Song war bereits auf dem 1976 von Gene Simmons produzierten Demoband enthalten), Stay Frosty, Big River und  Beats Workin’ an.

Dem Album hört man die Spielfreude an, es fehlt der ganz große Hit, aber der könnte ja noch bei einem eventuell nachfolgenden Zweitschlag entstehen. Auch wenn die danach erschienene Live-Aufnahme von 2015, Tokyo Dome in Concert, eine herbe Enttäuschung war.

Was ich mir wünsche? Dass sie zusammenbleiben, doch noch weiter gemeinsam Musik machen und einmal live in Wien spielen. Chickenfoot könnte uns ebenso mal besuchen kommen, wäre für beide höchste Zeit.


Bildnachweis: Wikimedia

Published inMusik