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Vernichtete Bücher

Last updated on 21. Dezember 2019

2013 gab es Meldungen, in Timbuktu sei eine Bibliothek mit 200.000 wertvollen historischen Büchern und Handschriften von malischen Islamisten angezündet worden. Kurz danach gab es erste Meldungen, dass die wertvollsten Schriften rechtzeitig gerettet wurden. Inzwischen wissen wir, dass dies wirklich gelang.  Nun werden die Manuskripte restauriert und digitalisiert.

Es ist besonders tragisch, wenn Islamisten Bücher aus ihrem eigenen Kulturkreis vernichten wollen. Sogar ohne zwischen kritischen und konformen Büchern zu unterscheiden. Der Krieg wird gegen die Kultur im Allgemeinen geführt.

Falls jemand den ersten Stein werfen möchte, sollte er sich das gut überlegen.  Am 10.Mai können wir jedes Jahr der Bücherverbrennung gedenken, welche im Hitler-Deutschland stattfand. Und gerade das Christentum war beim Ausmerzen nicht genehmer Literatur stets an vorderster Front zu finden.  Zahlreiche Büchervernichtungen fanden in der Geschichte bereits statt. Die Bücher des Arius (im Jahr 325), das Serapeum in Alexandria (391), das Museion in Alexandria (641, durch muslimische Eroberer). Autoren, welche in die geltende Lehre nicht integrierbar waren, wurden gezielt selektiert (zB. Epikur).

Die Schriften der Albigenser wurden 1207 vernichtet, Savonarola wütete 1497 und 1498 in Florenz, bevor er selbst brennen durfte. Der Index Librorum Prohibitorum, das Verzeichnis der verbotenen Bücher, listete alle Werke, die für Katholiken als schwere Sünde galten (Vorstufe zur Exkommunikation). Von den Schriften der Mayas überlebten ganze vier Codices.

Auch in die USA wurde der Brauch exportiert und fand 1650 zum ersten Mal in Boston statt.  Noch viele Beispiele mehr finden sich auf der entsprechenden Wikipedia-Seite. Die Hoffnung, dass elektronische Aufbewahrung einem solchen Treiben ein Ende machen wird, braucht man wohl nicht zu haben. Das einzig Unzerstörbare ist Dummheit.


Bildnachweis: Wikimedia

Published inGeschichte