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Digitales Erbe

Last updated on 1. Februar 2022

Es war eine gute Schlagzeile mit einem Körnchen Wahrheit. Als Bruce Willis vor ein paar Jahren überlegte, seine iTunes-Sammlung seinen Kindern zu vererben und feststellen musste, dass die AGB’s von Apple dies nicht zulassen. Für digitale Produkte gilt derzeit generell, dass man sie nur leiht, eine temporäre Lizenz zum Lesen oder Hören erwirbt, was rechtliche Schwierigkeiten bei der Weitergabe schafft. Nach Ansicht der „Vermieter“ ist ein Verkauf nicht möglich und damit rechtswidrig.

Ein Grundsatz, der mit dem allgemeinen Rechtsempfinden der Konsumenten nicht in Einklang zu bringen ist. Sie erwerben ein Produkt, zahlen einmalig einen Kaufpreis und leiten daraus nicht den Anspruch ab, ein digitales Werk geleast zu haben. Sie stehen auf dem Standpunkt, es käuflich erworben und damit auch weitergeben oder verkaufen zu dürfen. Ein Möbelhändler – oder noch viel mehr ein Maler – würden sich auch wünschen, ihre Produkte nicht nur einmal verkaufen zu können. So ein Leasingmodell wäre für die Verkäufer aller Sparten höchst lukrativ, liegt aber nicht im allgemeinen Interesse.

Bei physischen Büchern, Schallplatten und CDs ist es selbstverständlich, sie weiterveräußern zu können. Die Bilder bekannter Maler hätten nach digitalem Recht niemals Millionenwert erlangen können. Erst die mehrere Generationen später eintretende Nachfrage, der mehrmalige Verkauf, der jedesmal eine Wertsteigerung erzielt, ermöglicht Ruhm und Ehre, den Eingang in Geschichts- und Kunstbücher.

So ist es bisher nicht möglich gewesen, einen legalen Handel mit regulär erworbenen MP3-Files oder eBooks zu etablieren. Jeder Versuch, einen digitalen Second-Hand-Shop zu gründen, wird sofort mit allen möglichen gesetzlichen Mitteln unterbunden. Der Handel mit gebrauchter Software steht ebenso auf höchst wackligen Beinen.

Schade, für Künstler läge ein zusätzlicher Grenznutzen darin, dass jemand, der auf diese Weise etwas von einem erwirbt, beim nächsten Mal das neue Buch, die neue CD kauft, eine Lesung besucht, das nächste Konzert.

Im Durchschnitt sind mehrere Kontakte mit einem Produkt oder einer Firma notwendig, bevor jemand einen Kauf tätigt. Diese simple Regel wird regelmäßig verdrängt.

Published inUrheberrecht