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Goodbye, Mr. Zuckerman

Last updated on 1. Februar 2022

Philip Roth, einer der großen amerikanischen Autoren, will keine Romane mehr schreiben. Schade, aber nicht überraschend. Vor ein paar Jahren sah ich auf ARTE eine gut gelungene Dokumentation, Philip Roth, ohne Beschwerden, in welcher der wortkarge und medienscheue Künstler Einblicke in sein Leben und seine Arbeit gab, in seinen Kampf gegen Alter und Tod, Themen, die in seinen zuletzt erschienenen Büchern einen wesentlichen Platz einnahmen.

Er will nichts mittelmäßiges schreiben und bringe nicht mehr die Kraft für ein weiteres Buch auf, ließ er vermelden, und dass Nemesis sein letzter  Roman gewesen sei. In Postings fand ich damals unpassende Viagra-Kommentare, Spekulationen über den ausgebliebenen Literaturnobelpreis und und ähnliche humorige Kenntnisnahmen. Triefende Dummheit und Unwissenheit. Wer sich ernsthaft mit sich selbst auseinandersetzt, kennt sehr wohl die Zweifel an sich, an eigener Arbeit, die Angst und das Unbehagen, nichts besseres oder gleichwertiges mehr schaffen zu können. Nur unbegabte Amateure und Dilettanten können sich derart reflexionsfrei durch ihr Leben bewegen, dass sie die im Alter abnehmende physische Kraft mit Spott betrachten.

Vielmehr sollte man vor Mr. Philip Roth den Hut ziehen, einen öffentlichen Schritt dieser Art hätte er nicht machen müssen und seine Leser von Jahr zu Jahr unauffällig vertrösten können. Er wird nicht wie manche andere als abgehalfterter Star durch zu kleine Clubs tingeln, so viel ist sicher. Vielleicht schreibt er ja weiter, veröffentlicht nicht zu Lebzeiten und ermöglicht uns damit später einen Einblick in in seine Gedankenwelt. Selbst ein mittelmäßiges Buch von Philip Roth wäre noch um vieles besser und interessanter als viele der von Markt und Kritikern gehypten Waren.

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