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Lesefutter XVI

Manche Bücher sind Klassiker, deren Namen man eventuell kennt, weil sie oft zitiert werden. Warum sie nicht auch lesen? Max Weber (1864-1920), ist ein Klassiker der Soziologie, der Kultur- und Sozialwissenschaften. Politik als Beruf war ein Vortrag, den er 1919 hielt. Es ist ein grundlegendes Werk der Politikwissenschaft.

Walter Benjamin, Philosoph, hatte ein trauriges Ende. Er flüchtete 1940, herzkrank, vor den Nazis von Frankreich nach Spanien. Im spanischen Grenzort angekommen, wurde die Einreise verweigert und für den nächsten Tag die Abschiebung der Flüchtlingsgruppe angedroht. In der Nacht nahm er eine Überdosis Morphium, die Gefährten durften aufgrund seines Todes weiterreisen. Die Aktentasche mit dem Manuskript, von dem er annahm, es sei seine wichtigste Arbeit, ging verloren. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ist ein Aufsatz, der aufgrund der Möglichkeiten der Digitalisierung einen besonderen Stellenwert hat.

Der rasende Reporter, ein geflügeltes Wort: Egon Erwin Kisch, einer der bedeutendsten Reporter in der Geschichte des Journalismus, der die Affäre um Oberst Redl aufdeckte. Er soll es mit den Fakten nicht immer genau genommen haben, mit Gespür für gute Geschichten (kommt uns das nicht bekannt vor?). Es gibt von ihm eine große Auswahl vorhandener Bücher. Zum Beispiel: Schreib das auf, Kisch!, Marktplatz der Sensationen, Paradies Amerika oder China geheim.

Das Spannende an der Beschäftigung mit Autorinnen und Autoren ist immer wieder die Freude daran, neue Namen und Bücher kennenzulernen, die einem bisher nichts sagten. Maria Lazar (1895-1948) wurde erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt. Sie war anfangs nicht erfolgreich, veröffentlichte Anfang der dreißiger Jahre unter einem Pseudonym (Esther Grenen), ging 1933 mit Helene Weigel und Bertolt Brecht zuerst ins dänische, danach ins schwedische Exil. Mit einer schweren Knochenkrankheit beging sie 1948 Suizid.

Als wichtigste Werke von ihr gelten bisher Die Eingeborenen von Maria Blut, in dem sie das österreichische Bioptop einer sich anbahnenden Katastrophe zwischen Klerikalfaschismus, Antisemitismus, Nazis und Kleinbürgerlichkeit beschreibt. In Die Vergiftung, erschienen 1920, rechnet sie mit der bürgerlichen Welt ab. Weitere Bücher von ihr sollen noch auf Übersetzung bzw. Wiederentdeckung warten.

Zuletzt: 2020 ist der erste prominente Mann gemeinfrei geworden. Klaus Mann (1906-1949), Sohn von Thomas, Bruder von Erika und von Golo, Neffe von Heinrich, ist einer der wichtigsten Vertreter der Exilliteratur. Mephisto, der Roman einer Karriere, Der Vulkan, Roman unter Emigranten, sind wahrscheinlich eine geeignete und repräsentative Auswahl, um sich mit ihm zu beschäftigen.

Published inGemeinfreiLiteraturWissenschaft